Samstag, 11. August 2012

The Hunger Games - Die Tribute von Panem


Story

Nach Jahren des Krieges ist Nordamerika nicht mehr das, was es einmal war. Viele Gebiete sind völlig zerstört, es herrscht Armut und die Menschen sind noch deutlicher in arm und reich getrennt, als es heute schon ist. Jedes Jahr fordert die Nation, die nun Panem heiß, von ihren 12 Distrikten ihren Tribut in Form eines Jungen und eines Mädchens, um an den Hunger Games teilzunehmen. Einem Überlebenswettbewerb zwischen 24 Teilnehmern der Distrikte ums Töten und nicht getötet werden, der sadistischer Weise im Fernsehen übertragen wird, mit Erfolg. Katniss meldet sich freiwillig, nach dem ursprünglich ihre viele jüngere Schwester ausgelost wurde…

Kritik

Die Tribute von Panem ist gleichzeitig die kindgerechte Version des Klassikers Battle Royale und ebenso eine Neuauflage des Stallone-Klassikers Running Man. Dementsprechend bietet der Stoff um eine sadistische Fernsehshow in der sich Leute umbringen eigentlich nichts Neues. Das es sich jedoch um 24 teilnehmende Kinder und Jugendliche handelt, die sich ab metzeln, ist schon irgendwie neu. Es sei gesagt, dass Gary Ross leider extrem viel Potential verschenkt um lieber auf Nummer Sicher zu gehen und einen Nachfolger der Twilight-Saga zu produzieren. Die Zielgruppe ist nun mal dieselbe. Natürlich kann man sagen, dass The Hunger Games für einen FSK 12 Film ziemlich blutig und brutal ist, jedoch hat sich niemand getraut die Brutalität wirklich zu zeigen, stattdessen hat man sämtliche Actionszenen mit Handkamera gedreht und alles verwackelt, so dass letztlich doch alles kindgerecht wirkt, auch wenn man wirklich viele tote Kiddies im Film sieht. Ich würde gar behaupten, dass 12-Jährige den Sinn hinter der Story nicht verstehen, aber nun gut, das ist jetzt nicht unser Problem.

Dass ein so großes Budget im Film steckt, sieht man eher nicht. Billige CGI-Effekte wechseln sich in der Regel mit durchschaubaren Green-Screen-Aufnahmen ab. Teilweise lächerlich, muss ich gestehen. Auch die Kostüme sind derartig over the top, dass die ganze Welt, die im Film (nach einem Roman) beschrieben wird, absolut unrealistisch wirkt. Ebenso schwach sind die meisten Charaktere des Streifens. Lediglich Woody Harrelson, der seine Rolle nicht ernst nimmt, spielt überzeugend, der Rest -> eher schwach. Selbst Jennifer Lawrence, die in Winter’s Bone noch gnadenlos alles weggefegt hat, mit ihrer Performance, spielt kaum überzeugend, was aber auch an ihrer mies geschriebenen Rolle liegt. Allein die Tatsache, dass die ganze Trauer über das Verlassen der Familie und die Zweifel über den Sinn der Show überhaupt, spielen nach knapp 1 Stunde Laufzeit schon keine Rolle mehr. Stattdessen ist die Hauptfigur regelrecht euphorisch und scheint sich schon zu freuen auf den Beginn der Spiele.

Generell ist die erste Stunde des Films unglaublich langweilig, zäh und unspektakulär, obwohl massiv mit Kostümen und Ausstattungen aufgefahren wird. Aber die erzählten Geschichten sind unglaublich uninteressant und reißen den Zuschauer alles andere als an sich. Zum Glück geht es dann irgendwann richtig los, nach über einer Stunde. Der Überlebenskampf zwischen den Kids im Wald ist zumindest spannend gehalten und phasenweise, wenn die Handkamera Pause hat, auch gut inszeniert. Dass sich daraus aber eine zweite Bella/Edward und am Ende auch Jacob Geschichte entwickelt, ist unverzeihlich und geht ganz klar aufs Kerbholz der Produzenten. Shame On You!

Völlig irrsinnig sind auch die Handlungen fast aller Kinder in der Welt, dabei meine ich jedoch viel mehr die Gefühlswelt der Teilnehmer. Niemand hat Angst, niemand verfällt in Wahn, niemand ruft um Hilfe. Psychisch sind alle Kinder eisenhart und lassen sich nichts anmerken. Bitte? Viele Kinder in diesem Alter haben noch Heimweh, wenn sie auf Klassenfahrt fahren und würden dann unter den Umständen der Filmhandlung keine Todesängste durchleiden? So ein Quatsch. Ebenso schlimm ist, dass sich der Film nicht mal wirklich gegen die Machenschaften des Capitols (der reichen Hauptstadt) positioniert. Grade in einem Film für Kinder oder junge Jugendliche geht das gar nicht. Der Film ist bis auf einen kurzen Riot-Act in einem Distrikt völlig unkritisch.

Fazit

The Hunger Games ist das Twilight für die nächste Generation. Ein eigentlich interessantes Thema wird langweilig, unkritisch und dröge auf der Leinwand erzählt. Die eigentlich brillante Jennifer Lawrence hat zwar ihrer Geldbörse mit der Verpflichtung für die Trilogie einen Gefallen getan, mehr aber auch nicht. Was bleibt ist ein Film, der sich zu ernst nimmt um wirklich zu unterhalten, der aber für einen ernsten Film zu wenig reflektiert und somit mindestens so unrealistisch und fragwürdig ist wie die Vampirsaga. Der Vergleich zu Battle Royale ist jedenfalls beschämend. Da liegen Welten zwischen.

Details

Darsteller: Jennifer Lawrence, Stanley Tucci, Donald Sutherland, Lenny Kravitz, Woody Harrelson, Liam Hemsworth
Regie: Gary Ross
Länge: 142 min
FSK: 12
Veröffentlichung: 2012

Bewertung:

1 Kommentar:

  1. Danke für die Rezension. Interessant! (Mir ist klar, dass es jetzt schon etwas verstaubt ist.)

    Ich kann einiges nachvollziehen ... zum Beispiel - ja, jetzt wo ich darüber nachdenke, waren die Effekte oft nicht zeitgemäß. Dafür hatte ich gar keinen Blick. Ich finde, der Film ist auch völlig unbefriedigend, wenn man ihn ohne die Fortsetzungen sieht!

    Aber dass die Kostüme übertrieben seien, das finde ich nicht. Im Zweifel bin ich froh, dass mehr Geld in die Kostüme als in die Effekte gesteckt wurde :-P ... der im Kapitol gepflegte Drag ist nicht nur passend, sondern auch wunderschön.

    Übrigens habe ich das "robuste" Verhalten der jungen Tribute nicht so verstanden, dass sie unbeeindruckt von ihrem Schicksal wären. Aber sie haben einfach keinen Raum für so angemessene Reaktionen wie Heimweh. Kindersoldaten, zum Beispiel in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges, reagieren so; diese Gefühle zeigen sich dann erst wenn sie Platz haben.

    Trotzdem bleibt auch mir das Gefühl, dass diese Figuren etwas falch sind, ja.

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